Die Geburt in Beckenendlage
OA Dr. Joachim Pömer, Facharzt für Gynäkologie & Geburtshilfe
Vortrag

Die Geburtshilfe erlebt eine absolute Trendwende. Weg von der Interventionsmedizin, hin zur Natürlichkeit der Geburt. Dies trifft auch auf die Steißgeburten zu: hier fordern die Patientinnen zu Recht die Möglichkeit der Spontangeburt ein. Dr. Pömer gibt Informationen zu den möglichen Risiken, optimalen Geburtspositionen und Alternativen wie der äußeren Wendung.

OA Dr. Joachim Pömer

Dr. Joachim Pömer ist Oberarzt im Kreißzimmer des Kepleruniversitätsklinikum Linz und betreibt zudem auch eine Privatordination mit einem Schwerpunkt in der Schwangerschaftsbegleitung.

Begriffe im Vortrag
Beckenendlage
Die Beckenlage oder so genannte Steißlage bezeichnet die Position des Kindes in der Gebärmutter. Der Kopf des Babys zeigt nicht nach unten, sondern nach oben. Gewissermaßen „sitzt“ das Kind in der Gebärmutter, es tritt nicht wie gewohnt der Kopf zuerst in den Geburtskanal ein, sondern die Füße des Kindes oder der Steiß liegen voran. Es handelt sich um keine pathologische Geburtsposition, sondern um eine Poleinstellungsanomalie. Natürliche Geburten aus Beckenendlage sind möglich, wenn die Mutter das möchte und die GeburtshelferInnen entsprechend ausgebildet/routiniert sind. Etwa 3-5% aller Babys in Österreich befinden sich wenige Wochen vor der Geburt noch in Beckenendlage.
Schädellage
Wird im Mutter-Kind-Pass unter der Bezeichnung SL geführt. Von Schädellage spricht man, wenn das ungeborene Baby mit dem Kopf nach unten liegt und sozusagen schon in Richtung Becken weist. Die Schädellage gilt als ideale Voraussetzung für eine natürliche spontane Entbindung. Viele Babys drehen sich erst im Laufe der Schwangerschaft in diese Ausgangsposition.
Äußere Wendung
Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, das ab der 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden kann. Der behandelnde Arzt versucht, das Baby durch Ausübung von Druck auf den Bauchraum von der Beckenendlage in die Schädellage zu drehen. Dieses so genannte „Manualmanöver“ muss ambulant und unter permanenter Herzton- bzw. Ultraschallkontrolle durchgeführt werden. Außerdem muss die klinische Infrastruktur einen Notkaiserschnitt und die sofortige neonatologische Versorgung des Babys gewährleisten. Üblicherweise gehen der Äußeren Wendung umfassende Aufklärungsgespräche sowie medizinische Untersuchungen voraus.
Poleinstellungsanomalie
Ist ein Begriff aus der Geburtsmechanik, der die Beckenendlage bezeichnet. Das Baby liegt in einer geburtsungünstigen Situation (im Vergleich zur Schädellage), der Steiß des Kindes tritt zuerst in den Geburtskanal ein. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen wie beispielsweise die reine Steißlage, die Steiß-Fußlage oder die Knielage.
Spontangeburtsversuch
Am Kepler Universitätsklinikum Linz verzeichnet man bei Spontangeburtsversuchen aus Beckenendlage eine Erfolgsquote von 50%. Man versteht darunter den Versuch der Mutter, das Kind mit dem Po voran auf natürlichem Weg zu entbinden. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Geburt von selbst beginnen kann und sowohl Mutter als auch Kind Wehen miterleben. Es bleibt ausreichend Zeit für den Aufbau von Vertrauen zwischen Gebärender und GeburtshelferIn, zudem spielt es aus medizinischer Sicht am Geburtsbeginn eine untergeordnete Rolle ob der Kopf oder der Steiß des Babys den Geburtskanal dehnt.
Primäre Sectio
Darunter versteht man einen geplanten Kaiserschnitt. ÄrztInnen und Schwangere einigen sich auf einen Termin für die Entbindung, das natürliche Einsetzen der Wehen wird üblicherweise nicht abgewartet. Es gibt bestimmte Faktoren, die einen Kaiserschnitt unbedingt erforderlich machen. Üblicherweise wird der Kaiserschnitt ab der 39. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Not-Sectio
Bei der Not-Sectio handelt es sich um einen Kaiserschnitt, der aufgrund eines medizinischen Notfalls vorgenommen wird. Die Wehen haben zu diesem Zeitpunkt zumeist schon eingesetzt, oft befindet sich die Mutter mitten im Geburtsverlauf. Kommt es zu lebensgefährlichen Komplikationen für das ungeborene Kind (oder die Mutter), muss sich das geburtshilfliche Team relativ rasch für einen Notkaiserschnitt entscheiden. Gelegentlich wird die Sectio noch im Kreißsaal gemacht (unter Vollnarkose).