Windelfrei & Co.
Lini Lindmayer, Autorin
Vortrag

Babys sind von Geburt an fähig, wahrzunehmen und zu kommunizieren. Sie können uns zeigen, dass sie etwas brauchen, sich unwohl fühlen - ein dringendes Bedürfnis haben. So auch ihr Ausscheidungsbedürfnis. Was in vielen Ländern der Erde normal ist, ist bei uns in Vergessenheit geraten. Was bedürfnisorientiertes Begleiten bedeutet, was hinter dem Begriff "Windelfrei" steht und wie es sich umsetzen lässt, erzählt Lini Lindmayer.

Lini Lindmayer

Lini Lindmayer ist freischaffende Autorin und Bloggerin, Co-Herausgeberin vom Online Magazin Pippi, Doula und Familienbegleiterin. Seit 2010 leitet sie mit ihrem Mann den Verein für natürliches Aufwachsen, begleitet Eltern, während Schwangerschaft, Geburt und in der Familienzeit und hält Vorträge und Seminare rund um die Themen Windelfrei, bedürfnisorientierter Umgang, authentisches Elternsein, freies und selbstbestimmtes Lernen und Wachsen.

Begriffe im Vortrag
Windelfreies Aufwachsen
Darunter versteht man ein Aufwachsen ohne Windeln. Babys werden nicht von Geburt an gewickelt, sondern über ein Töpfchen, eine Schüssel oder das Waschbecken gehalten, wenn sie ausscheiden müssen. Grundlegendes Prinzip ist eine intensive Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Bereits Babys signalisieren ihr Ausscheidungsbedürfnis, treten Eltern zu ihnen in eine enge Verbindung, können sie dieses Bedürfnis wahrnehmen und darauf adäquat reagieren. Das Tragen einer Windel ist dann nicht mehr erforderlich. Kinder, die windelfrei aufwachsen, setzen sich zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr zumeist selbstständig aufs Töpfchen oder WC.
Authentic Parenting
Authentic Parenting wird im Deutschen übersetzt durch authentisches Elternsein. Dabei handelt es sich weniger um einen Erziehungsstil, vielmehr um eine innere Einstellung der Eltern ihrem Kind/ihren Kindern gegenüber. Je authentischer und selbstsicherer Eltern sich verhalten, desto eher können sie auf die Bedürfnisse des Kindes reagieren. Sie ermöglichen dadurch ein bedürfnisorientiertes Aufwachsen und die Etablierung einer sicheren Eltern-Kind-Bildung. Authentic Parenting erfordert von Eltern die Bereitschaft, ihr „inneres Kind“ und die eigenen Erziehungserfahrungen zu reflektieren. Es bestärkt die ganze Familie in einem achtsamen und liebevollen Umgang miteinander.
Bedürfnisorientiertes Begleiten
Der Begriff wird häufig als Attachment Parenting oder bedürfnisorientierte Erziehung bezeichnet. Bei diesem „Erziehungsstil“ reagieren Eltern auf die Bedürfnisse ihrer Kinder und geben ihnen dadurch Halt. Es geht dabei auch darum, Kindern emotionale Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Bedürfnisorientiertes Begleiten kann Aspekte wie Stillen, Tragen in Tragetuch oder Tragehilfe, das Schlafen im Familienbett sowie „Windelfrei“ enthalten, sie sind aber kein Muss.
Freilernen
Freilernen steht für Lernen und Leben ohne Schule. Kinder dürfen frei und selbstbestimmt lernen, ein Fördern im klassischen Sinne findet nicht statt. Eltern und andere Bezugspersonen unterstützen und begleiten den kindlichen Lernprozess, halten sich jedoch im Hintergrund.
Sauberkeitserziehung
bezeichnet im Allgemeinen den Prozess, einem Kind die Windel abzugewöhnen. Es lernt sein Ausscheidungsbedürfnis zu kontrollieren und rechtzeitig mitzuteilen. Statt einer Windel benötigt es dann ein Töpfchen oder ein WC. Windelfrei versteht sich nicht als Konditionierungsprogramm oder Sauberkeitserziehung, sondern als Kommunikation über das Ausscheidungsbedürfnis ab Geburt.